In den letzten Tagen bin ich mehrfach auf den verschiedensten Kanälen auf das Zitat eines der aktuell sicher bekanntesten Leadership-Inspiratoren gestoßen: Simon Sinek, der sagte:
You don’t hire for skills, you hire for attitude. You can always teach skills.
Fast immer und bereits sehr früh in der Debatte kommt dann in der Kommentar-Reihe als Umkehrschluss die Frage:
Wenn skills = Fertigkeiten
erlernbar sind, aber – so wird ja suggeriert – attitude = Einstellung
nicht, bedeutet das denn dann, dass Führungs-Kompetenz angeboren ist?
Dass ich ohne das „Leadership Gen“ nie zu einer Führungspersönlichkeit werde?
Im ersten Moment klingt das total logisch! Und die Botschaft, die Herr Sinek in wenigen Worten auf den Punkt bringen wollte ist ja auch nicht falsch – aber wie so vieles, eben auch nicht komplett in einem Satz unterzubringen, … zumindest nicht für mich!
Und das beginnt schon bei meiner Interpretation der Begriffe. So sind skills bei mir Fähigkeiten statt „nur“ erlernte Fertigkeiten oder Kenntnisse.
Ja, wir können uns Fähigkeiten aneignen, können lernen.
Aber da gibt es eben doch auch Limits
– aus mir wird keine Malerin, egal wie viele Kurse ich besuche – aus mir wird auch kein Top-Sportler und es wird auch keine Ballerina aus mir, ganz egal wer mich da lern- und lehrtechnisch unter seine/ihre Fittiche nimmt. Und dass, obwohl ich durchaus Farben erkenne, einen Stift oder Pinsel halten kann, alle meine Gliedmaßen einsatzbereit sind und ich sogar ganz gerne tanze.
Was ich damit sagen will: es gibt auch Grenzen für das, was ich an Fertigkeiten erlernen kann; besonders wenn es spezifischer Kenntnisse und Fähigkeiten bedarf, die unerlässlich sind für die Erfüllung der Aufgabe.
Und wenn ich jemanden einstelle, dann will ich, dass er/sie kann, was es braucht für den Job – also sorry, I hire for skills! (es sei denn ich biete ein Praktikum oder eine Ausbildung an!)
Denn echt jetzt mal: mir hilft es als Unternehmer nicht, wenn jemand ‚ne mega „attitude“ hat, aber nicht weiß, an welchem Ende er den Bleistift anpacken muss.
Allerdings aufgemerkt:
nur „technisches Können / Beherrschen der Werkzeuge“ ist basic und hoffentlich eh klar, wird aber erst richtig rund, wenn die richtige „attitude“ dazukommt - denn ein Einkäufer, der sich jedes Mal zwei Tage vorher unwohl fühlt, weil neue Preisverhandlungen anstehen, ein Buchhalter, der sich nach dem 3. Beleg langweilt und zu träumen anfängt, ein Produktionssteuerer, der das Maximum seiner Berufung darin sieht, dass nichts schiefgeht … you catch my drift.
Skills ain’t everything!
Was bedeutet das jetzt aber im Speziellen für Führungskräfte?
In meinem vorigen Beispiel über die „normalen Jobs“ wird schon deutlich, dass nur „Können“ noch nicht zu Höchstleistung beflügelt – aber genau das ist es doch was du willst, wenn du eine Führungskraft suchst.
Meine Übersetzung für attitude = innere Haltung, Einstellung. Dazu gehört die Frage nach deinem eigenen Wertesystem genauso wie danach, wieviel „Oompf“ du für den Job mitbringst, vieviel Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen, welche Verantwortungsbereitschaft und so weiter.
Und hier hat Herr Sinek den Nagel absolut auf den Kopf getroffen: habe ich die Wahl zwischen verschiedenen Bewerbern, dann werde ich mich bei annähernd ähnlichen Kenntnis-Profilen auf jeden Fall von der Haltung, der Einstellung leiten lassen.
Ich werde die Person wählen, die den Unternehmenswerten am besten entspricht, von der ich mir im Team, für die Aufgabe, die Ziele und Ergebnisse das beste Match verspreche. Das beste Können hilft nicht, wenn die Chemie nicht stimmt – ist bei parship und tinder übrigens auch so.
Muss man nun also „geboren sein“ zur Führungspersönlichkeit, um auf der Karriereleiter zu punkten?NEIN!
Denn schau doch mal hin – deine Haltung, innere Einstellung hat sich mit Sicherheit zwischen deinem 5. Lebensjahr – 15. Lebensjahr – 25. Lebensjahr – 35. Lebensjahr … geändert. Andere Prioritäten, Erfahrungen, Wünsche lassen uns wachsen und uns verändern – und deshalb bin ich klar der Meinung: man kann zum Leader, zur Leaderin werden!
Kann man das also doch lernen?
Jein! Wie in jedem Job kann man Tools und Techniken lernen, Methoden und Werkzeuge … aber wie oben schon gesagt – wenn dann der Wunsch und Wille, die Freude, die Begeisterung, der Fun und die Verantwortung dahinter nicht passen, wird das dann richtig gut?
Du ahnst es schon: nein, vermutlich wohl eher nicht!
The good news: Attitude kann man entwickeln
(leider nicht einfach nur lernen)!
Wenn man wirklich Lust hat zu Wachsen, bereit ist, bei sich selbst, seinen eigenen Limitationen und Blockaden mal hinzuschauen und sich zu fragen:
- warum will ich das eigentlich?
- Welcher Teil von mir ist hier gerade gefordert?
- Wo stehe ich mir selbst im Weg?
… dann kann man das entwickeln!
Und ja, wenn ich Führungskräfte suche, will ich, dass sie diese attitude, diese innere Haltung und Einstellung bereits für sich gefunden haben – dass sie die „Werkzeuge“, die skills beherrschen, setzte ich voraus!
Im übertragenen Sinne also sagt Simon Sinek:
You are not hired for skills, you are hired for attitude. You can always be taught skills…
Ich ergänze:
… but it is up to you, to develop the required or desired attitude!
Genau deshalb – und nur deshalb – funktionieren auch Führungskräfte-Coachings!
Weil sie eben und ganz besonders im Katzer-Fall viel mehr sind, als noch drei Zeitmanagement- und Kommunikationstrainings, nämlich:
echte, ehrliche Persönlichkeitsentwicklung!